Inkassobüros haben nicht unbedingt den besten Leumund: Noch immer herrscht in der öffentlichen Diskussion das Bild von zwielichtigen Geldeintreibern vor, die bevorzugt in Form von breitschultrigen, grimmig aussehenden Männern mit Bomberjacken auftreten, Schuldnern Hausbesuche abstatten und ihr Ziel notfalls auch durch Gewaltandrohungen zu erreichen versuchen.
Ein unbegründetes Angstbild - aber welche volkswirtschaftlichen Effekte hat die Inkassobranche wirklich?
Konkrete Vorwürfe sind außerdem, dass Schuldnern zusätzlich zur Hauptforderung noch hohe Inkassogebühren auferlegt werden, dass Inkassounternehmen grundsätzlich unseriös arbeiten und der Ursprung von Forderungen verschleiert wird.
Die wirkliche Situation sieht weit weniger schillernd aus: Inkasso-Außendienstmitarbeiter sind psychologisch sowie rechtlich geschult und treten seriös auf. Die Inkassogebühren sind durch das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz festgelegt und limitiert. Und spätestens seit dem „Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken“, kurz GguG, welches Ende 2013 in Kraft getreten ist, müssen Inkassodienstleister die Herkunft der von ihnen beigetriebenen Forderungen klar aufzeigen.
Statt ein unbegründetes Angstbild zu fördern, ist es interessant, sich die eigentliche Arbeit der Branche genauer anzusehen. Welche auch volkswirtschaftlichen Effekte hat das Wirken und Nicht-Wirken von Inkasso
Dass Verbraucher ihre Rechnungen nicht bezahlen, ist in vielen Branchen ein Problem. Die meisten Zahlungsausfälle fallen wohl im E-Commerce und Versandhandel an. Weitere Branchen, die überdurchschnittlich viele Probleme mit ausfallenden Forderungen haben, sind laut einer BDIU-Umfrage das Handwerk, die Dienstleistungsbranche allgemein, Energieversorger und Fitnessstudios.
Die nicht bezahlten Rechnungen gefährden in diesen Branchen die Rentabilität vieler Unternehmen. Deren Liquidität leidet, bis sie selbst nicht mehr in der Lage sind, ihre Außenstände zu begleichen – ein Teufelskreis.
In diesen Fällen kann ein Inkassounternehmen weiterhelfen. Denn Schuldner, die ihre Rechnungen trotz mehrerer Mahnungen, lassen sich durch eine professionelle Ansprache und die Offenlegung der Konsequenzen des Nichtzahlens oft dazu bringen, die Außenstände zu begleichen. Der gesicherte Cashflow sichert die Arbeitsplätze in den Branchen und ermöglicht eine bessere Planungssicherheit für die einzelnen Betriebe.
Gleichzeitig sorgen die bezahlten Rechnungen für Preisstabilität. Denn wenn ein Prozentsatz der verkauften Warenmenge nicht bezahlt wird, erhöhen die Unternehmen die Preise– ähnlich wie in einem Supermarkt, wo die Kosten von Ladendiebstählen durch höhere Preise auf alle Kunden umgelegt werden. Das führt am Ende dazu, dass die ehrlichen, rechnungstreuen Kunden für alle Nichtzahler die Zeche zahlen.
Dieser Umstand sorgt dafür, dass das Nichtbezahlen auch gesellschaftlich als problematisch empfunden wird.
Jeder kann sich in die Position beispielsweise eines Onlinehändlers versetzen, dessen Lieferung nicht bezahlt wird – und der deshalb auf seinen Kosten sitzenbleibt und als letzte Konsequenz, sein Geschäft aufgeben muss. Auch mithilfe der Inkassowirtschaft gelingt es hier, Gerechtigkeit herzustellen und gleichzeitig Unternehmen zu schützen.
Und so werden auch die auf den ersten Blick hohen Inkassogebühren, die auf Nichtbezahler zukommen, akzeptabel. Denn durch den Zahlungsverzug kommen auf den Gläubiger ja nicht nur die Kosten der nicht bezahlten Ware oder Dienstleistung zu. Gleichzeitig muss ein Mahnprozess eingeleitet werden – der im Regelfall wesentlich teurer ist als die in Rechnung gestellten Mahngebühren.
Vielen Konsumenten sind die hohen Kosten, die durch verspätete Zahlungen entstehen, gar nicht bewusst. Eine Zahlungserinnerung von einem Inkassounternehmen schärft dieses Bewusstsein – und wirkt, auch durch die Inkassogebühr, wie ein Schuss vor den Bug. Erst dann nehmen viele Schuldner Kontakt zum Gläubiger auf und begleichen ihre Außenstände.
Denn auch diese späte Begleichung der Schulden sorgt dafür, dass weitere Kosten vermieden werden. Im Vergleich zur Beauftragung eines Gerichtsvollziehers wirken die Inkassogebühren durchaus moderat. Diese vorgerichtliche Lösung sorgt im Endeffekt dafür, dass die Überlastung der deutschen Gerichte nicht noch weiter zunimmt. Von insgesamt 22,3 Millionen Mahnungen, die 2016 von Inkassounternehmen bearbeitet wurden, gingen lediglich 3 Millionen Stück oder 13 Prozent ins gerichtliche Mahnverfahren über (Inkassowirtschaft, Februar 2017). Die deutsche Justiz wurde dadurch in einem erheblichen Maße entlastet.
Das Wirken der Inkassobranche ist nicht per se gut oder schlecht – diese Kategorisierung verbietet sich bei einer volkswirtschaftlichen Betrachtungsweise. Bei dem in Deutschland herrschenden Wirtschaftssystem sind sie schlicht notwendig: Viele Unternehmen, gerade im Mittelstand, haben keine eigenen Forderungsbearbeitungsabteilungen, deren Aufgabe über das Stellen von Rechnungen und das Anmahnen derselben hinausgeht.
Der individuelle Ärger über den Inkassobrief, der auf eine unbezahlte Rechnung folgt, ist verständlich. Gleichzeitig sollte aber auch bedacht werden: Unbezahlte oder verspätet bezahlte Rechnungen kosten richtig viel Geld. Und sollten lieber von denen bezahlt werden, die sie verursacht haben, als von der Gemeinschaft.
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