Bargeld ist ein gesetzliches Zahlungsmittel. Trotzdem halten sich Befürchtungen, Münzen und Scheine würden komplett durch bargeldlose Zahlungsverfahren ersetzt werden. Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie für einen Anstieg der bargeldlosen Transaktionen gesorgt. Ist Bargeld also ein Auslaufmodell?
„Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert”. Dieses Sprichwort zeigt, wie Geld im gesellschaftlichen Gedächtnis mit der Vorstellung von materiellem Wert verankert ist. Dabei hat sich das Zahlungsverhalten von Verbrauchern in Deutschland über die vergangenen Dekaden verändert. In Deutschland lässt sich die erste bargeldlose Zahlungsmöglichkeit auf das Jahr 1876 datieren. Statt mit Banknoten und Münzen zu zahlen, waren Zahlungen mit Schecks oder per Überweisung möglich. Die Reichsbank führte für betuchte Bürgerinnen und Bürger Konten und damit verbunden das Buchgeld ein. In den 50ern schlug in den USA die Geburtsstunde der Kreditkarte. Im Januar 1968 stellten dann in Deutschland die Banken erste Scheckkarten aus.
Bis heute hat sich die Landschaft an Zahlungsverfahren stetig weiterentwickelt und bargeldloses Zahlen wird zunehmend genutzt. 2011 waren nur 18 Prozent der Transaktionen bargeldlos – etwa über girocard, Kreditkarte, per Überweisung, Lastschrift oder kontaktlose Bezahlung. 2020 lag dieser Anteil laut Angaben der Deutschen Bundesbank bei 40 Prozent. Vor allem girocard und andere Debitkarten sowie Kreditkarten sind darunter sehr beliebt: Jeder Fünfte zahlt mit girocard oder anderen Debitkarten. Und sechs Prozent der Zahlungen entfallen auf Kreditkarten. Bedeutet das nun, dass Bargeld gar nicht mehr so up to date ist? Dass das Bargeld in Deutschland seine Stellung und damit seinen Nutzen endgültig verliert? Befürchtungen, dass es zu einer Abschaffung von Bargeld kommt, zeigen sich unter Verbrauchern immer wieder. Dabei zeigt die Datenlage, dass Bargeld weiterhin ein wichtiges Zahlungsmittel in Deutschland ist.
Während der Corona-Pandemie haben Bürgerinnen und Bürger ihr Bezahlverhalten angepasst. Das geht klar aus den Ergebnissen der Erhebung zum Zahlungsverhalten in Deutschland 2020, durchgeführt von der Deutschen Bundesbank, hervor. Die Karte als Zahlungsmittel hat für die Menschen wesentlich an Bedeutung gewonnen. Allerdings heißt das für das Bezahlen mit Bargeld lange nicht, dass dieses wie etwa in Schweden kaum noch genutzt würde: In 60 Prozent aller Zahlungen setzen Bürgerinnen und Bürger weiterhin auf Münzen und Scheine.
Entscheidend ist auch der Wert der Transaktion. Besonders kleine Beträge werden bar bezahlt. Liegt der Wert bei maximal 5 Euro, zahlen 9 von 10 Verbrauchern in Bar. Ab Beträgen von 20 Euro nimmt der Anteil bargeldloser Zahlungen stetig zu. Die Frage Bar oder Nicht-bar hängt also mit der Höhe der Zahlung zusammen. Das erklärt auch den hohen Anteil von Bargeldzahlungen an allen Transaktionen: Kleine Beträge fallen häufiger an, etwa beim Bäcker, am Kiosk oder beim kleinen Einkauf zwischendurch.
Bargeldzahlungen kommen darüber hinaus in bestimmten Branchen und Situationen gehäuft vor. Geldgeschenke und private Zahlungen werden zum Großteil bar vorgenommen: Taschengeld, Geburtstagsgeld, der Verkauf ausrangierter Spielzeuge und Kleidung. 72 Prozent der Verbraucher zahlen bar an Privatpersonen. Auch bei Dienstleistungen im Haushalt, beim Snack am Automaten oder in der Gastronomie werden die meisten Transaktionen mit Bargeld getätigt. Dagegen nutzen Verbraucher in der Hotellerie, an Tankstellen und bei Zahlungen an Ämter sowie Öffentliche Verwaltungen eher bargeldlos. Ebenso werden längerfristigen Anschaffungen und Käufe im Versandhandel (nicht online) vorwiegend bargeldlos beglichen.
Die Nutzung verschiedener Zahlungsmethoden hängt auch teils vom Alter ab. Bargeld erfährt hier einen „Beliebtheitssprung" bei den Generationen über 55 Jahren. Unter Verbrauchern zwischen 55 und 65 Jahren entfallen zwischen 68 Prozent und 70 Prozent aller Transaktionen auf Bargeld. Und selbst bei höheren Beträgen liegt der Anteil an Barzahlungen in dieser Altersgruppe noch zwischen 41 Prozent und 49 Prozent. Erwartungsgemäß scheinen gerade jüngere Verbraucher auf bargeldlose Zahlungen zu setzen. In den Altersgruppen zwischen 18 und 54 Jahren liegt der Wert im Mittel bei 56 Prozent. Dennoch: Der Anteil barer Zahlungen an allen Transaktionen liegt über die Altergruppen hinweg bei rund 50 Prozent. Allgemein bleibt Bargeld in jeder Altersstufe ein beliebtes Zahlungsmittel. Das gilt auch unabhängig von der persönlichen finanziellen Situation. Egal, ob diese als "sehr gut" oder eher als "schlecht" von Bürgerinnen und Bürgern bewertet wurde: Bargeld wird bei rund zwei von drei Transaktionen genutzt.
Barzahlungen sind kaum von regionalen Unterschieden oder dem Geschlecht abhängig, wie die Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland 2020 zeigt. Sowohl Männer als auch Frauen zahlen rund 60 Prozent ihrer Transaktionen in Bar. In ländlichen Regionen ist der Anteil an Zahlungen mit Scheinen und Münzen marginal höher als in der Stadt oder der städtischen Peripherie: 66 Prozent statt 60 Prozent der Transaktionen entfallen hier auf Bargeld.
Die Studie stellt klar heraus, dass eine Abschaffung von Bargeld seitens der Verbraucher kaum möglich ist. Münzen und Scheine sind weiterhin nicht nur ein gesetzliches, sondern auch ein beliebtes Zahlungsmittel – über Branchen, Geschlecht, Altersgruppen und Regionen hinweg. Doch wie sieht es mit Bargeld aus Sicht der Unternehmen aus?
Bargeldlose Zahlungen werden bisher noch lange nicht überall angeboten. Das galt bis zur Corona-Krise vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen wie Bäckereien, Metzger oder kleine Fachgeschäfte. Händler, die bisher noch nicht auf Kartenzahlungen oder kontaktloses Bezahlen setzen, führen oftmals an, dass sie höhere Kosten scheuen: Die Miete für das Kartenterminal, Aufwände für den Service-Vertrag und die variablen Kosten abhängig von den Transaktionen sowie den EC- und Kreditkartengebühren. Hinzu kommt, dass Unternehmen digitale Zahlungen aufgrund der technischen Umstellung kritisch betrachten. Bargeld wird von Händlern daher oft als die schnellere und vermeintlich günstigere Lösung betrachtet. Manche Kleinunternehmen sehen bisher auch keine Notwendigkeit, in digitale Zahlmethoden zu investieren. Dahinter steckt die Annahme, dass Kunden eh nicht mit Karte zahlen würden.
Dabei sind Bargeldtransaktionen laut einer 2019 durchgeführten Erhebung der Deutschen Bundesbank tatsächlich kosten- und zeitintensiver. Zwar entfallen Terminal- und Transaktionskosten, allerdings liegen die Gesamtkosten deutlich höher, als bei Kartenzahlungen: Bargeld verursacht Gesamtkosten von 3,77 Millionen Euro und hat damit einen Anteil am Umsatz von 1,797 Prozent, so die Deutsche Bundesbank. Die Kosten von Kartenzahlungen haben dagegen nur einen Anteil von 0,669 Prozent am Umsatz. Zu den Kosten kommt der Zeitaufwand hinzu: Bares muss sowohl zum Händler hin, als auch vom Händler wieder zur Bank transportiert, eingezahlt und dann verbucht werden. Bargeldlose Zahlungen via Karte sind also günstiger als Bargeltransaktionen.
Der vollkommene Verzicht auf Bargeld seitens Unternehmen ist gesetzlich nicht möglich. Gleichzeitig wird noch gerne mit Bargeld gezahlt. Und doch nehmen bargeldlose Transaktionen seit Jahren moderat zu. Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie für einen regelrechten Schub bei digitalen Zahlungsmitteln gesorgt.
Die Corona-Pandemie hat 2020 den Anteil an bargeldlosen Zahlungen deutlich erhöht. Waren es 2017 noch 21 Prozent der Transaktionen, die auf Kartenzahlungen entfielen, wurde 2020 nahezu jede dritte Zahlung per Karte getätigt. Bargeldzahlungen sind zudem um 14 Prozent im Vergleich zu 2017 zurückgegangen. Dass diese Entwicklung durch die Pandemie angetrieben wurde, zeigt auch eine vom Bankenverband durchgeführte Umfrage zum Verzicht auf Bargeld beim Bezahlen infolge der Corona-Krise 2020. Rund ein Viertel der Verbraucher haben in Deutschland demnach durch die Pandemie bewusst auf das Bezahlen mit Bargeld verzichtet. Die kontaktlose Zahlung wird als hygienischer wahrgenommen, da Bargeld oftmals von vielen verschiedenen Menschen angefasst wird. Ebenfalls durch die Pandemie begünstigt sind kontaktlose Zahlungen mit der girocard oder Kreditkarte. So haben mehr als ein Fünftel der in der Studie Befragten angegeben, das kontaktlose Zahlen während der Pandemie erstmals genutzt zu haben. Insgesamt zeigt sich ein Trend zur Normalität von kontaktlosen Zahlungsverfahren.
Die kontaktlose Zahlung über das Smartphone ist, anders als die kontaktlose Kartenzahlung, noch nicht in der Breite angekommen. Durchschnittlich gab jeder Zehnte Smartphonebesitzer an, bereits mobil an der Kasse bezahlt zu haben. Die meisten Befragten haben bisher keinen Bedarf dafür gesehen. Außerdem sind mobile Bezahlverfahren bisher noch nicht so bekannt. Nur rund jeder Vierte kennt Banking-Apps von Sparkassen oder VR-Banken. Die Dienste Apple Pay, Google Pay und Payback Pay sind im Schnitt nur bei jedem Dritten bekannt. Nicht zuletzt beinflussen Unsicherheit und das Gefühl, mobiles Bezahlen sei zu komplex, die Nutzung negativ. Mobiles Bezahlen ist daher vor allem eher bei jüngeren Menschen unter 45 Jahren zu verzeichnen. Die Altersgruppe von 18 bis 34 Jahren nutzt Mobile Payment an der Ladenkasse zu etwa 22 Prozent.
Bargeld bleibt, so eine der zentralen Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB), auch in Zukunft ein wichtiges Zahlungsmittel. Das gilt unabhängig von bargeldlosen Zahlungsverfahren. Die EZB betont, dass es sich nicht nur um ein gesetzliches Zahlungsmittel handelt, sondern Bargeld weitere Vorteile für Wirtschaft und Privatpersonen bieten. So ist Bargeld für jeden ohne weitere (technische) Hilfsmittel zugänglich und kann unabhängig von diesen genutzt werden. Dass Bargeld darüber hinaus bei Verbrauchern weiterhin beliebt ist, liegt zudem an psychologischen Faktoren, die die EZB aufgreift. Münzen und Scheine sind Wertgegenstände, die sich anfassen lassen und damit ein Gefühl von Wertigkeit vermitteln. Und auch die Ausgabenkontrolle ist für viele Verbraucher ein Grund, Bargeld zu nutzen. Die EZB hat nicht zuletzt aufgrund der Rolle des Bargeldes das Pericles 2020 Programm ins Leben gerufen. Ziel ist es, Fälschungen zu bekämpfen.
Die Bedeutung von Münzen und Scheinen bleibt. Eine Abschaffung von Bargeld ist bereits aufgrund des Charakters als gesetzliches Zahlungsmittel nicht möglich. Bargeld ist weiterhin ein zentrales Zahlungsmittel, auch wenn der Anteil bargeldloser Zahlungen zunimmt. Besonders in einzelnen Branchen und im privaten Bereich werden Bargeldzahlungen weiterhin eine Rolle spielen. Im Handel sollten Unternehmen aber auch Zahlungsverfahren abseits von Barem anbieten. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass kontaktloses Bezahlen mit Karten wichtiger wird.
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